Zum Thema: Corona-Virus!

Gedanken zur Corona-Pandemie
Von Univ.-Lektor OSenR LFR Dr. Otto Widetschek
Präsident des BFA

Corona und das Schocklernen!

Im Jahre 1979 wurde der Buch-Bestseller „Das menschliche Dilemma – Zukunft und Lernen“ veröffentlicht. Darin befasste sich der bekannte Club of Rome mit den neuen globalen Gefahren und der Zukunft der Menschheit. Die damalige Erkenntnis: Wir dürfen nicht nur aus der Vergangenheit durch Schock lernen, sondern müssen auch die Gegenwart und die prognostizierte zukünftige Entwicklung in unsere Überlebensstrategien einbeziehen.


Drei Untergangsszenarien


Die Zukunftsforscher haben sich schon lange die Frage gestellt, wodurch die Existenz der Menschen auf unserem blauen Planeten ihr Ende finden könnte. Sie haben dabei im Wesentlichen drei Weltuntergangsszenarien gefunden:


  • Kosmische Katastrophen
    Hier her gehört beispielsweise der Einschlag eines großen Meteoriten aus dem Weltall oder das Hereinbrechen einer neuen Eiszeit.

  • Nuklearer Weltkrieg
    Die Selbstvernichtung der Menschheit durch einen Atombombenkrieg mit einer Verwüstung des menschlichen Lebensraums durch Radioaktivität.

  • „Superpest“
    Eine weltumspannende Seuche (Pandemie), wobei die Menschheit durch gefährliche Mikroorganismen, wie Bakterien und Viren, ausgerottet wird.

„I bin g´sund und mei Frau hat a Arbeit!“

Der Mensch ist jedoch geneigt, derartige Probleme einfach wegzuschieben. Hauptsache es geht uns gut, wir haben eine gemütliche Wohnung oder ein Haus, ein schnittiges Auto und wir können schon den nächsten Urlaub nach Mallorca oder die Malediven planen. Sicherheit und Gesundheit waren in der Vergangenheit vielfach selbstverständlich und wir kennen auch Machosprüche wie „Hauptsache i bin g´sund und mei Frau hat a Arbeit!“.

Corona: Kleinste „Bombe“ mit größten Auswirkungen!

Nun ist Corona, die derzeit kleinste „Bombe“ mit den größten Auswirkungen, ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getreten. Dieses Virus breitet sich rasend aus, weil die Welt durch unsere Reisetätigkeit ein globales Dorf geworden ist. Und weil vor allem unsere westliche Zivilisation immer noch die Zuwachsrate als echten Fortschritt und als das Maß aller Dinge ansieht. Wir leben heute in einer gefährlichen Welt der Superlative und vollführen einen tödlichen Tanz ums legendäre „Goldene Kalb“, wobei die Sicherheit vielfach ein Stiefkind ist.

Ein einsamer Mahner!

Er erhielt bereits 1958 den Nobelpreis und war einer der führenden Molekularbiologen und Genetiker in den USA. Die Rede ist von Universitätsprofessor Joshua Lederberg (1925 – 2008), der immer wieder in seinen Vorträgen vor einer Pandemie gewarnt hat. Er behauptete (Zitat): „Die einzige Bedrohung für die weitere Vorherrschaft des Menschen auf diesem Planeten sind die Viren!“.

Ein „Planetenwitz“

Es mag von manchem vielleicht als despektierlich aufgefasst werden, aber in diesem Zusammenhang fällt mir ein so genannter Planetenwitz ein: Treffen sich zwei Planeten im Weltall und reden über ihre Krankheiten. Sagt der eine: ´Ich habe seit einiger Zeit Menschen!“. Antwortet der andere: ´Das geht vorbei!´.

Lernen wir nur durch Schock?

Im Angesicht der aktuellen Corona-Krise, in welcher nun viele Menschen geneigt sind, in eine fatalistische Haltung zu verfallen, müssen wir uns jedoch wieder einmal die Frage nach unserer Lernfähigkeit stellen. Können wir uns es leisten, nur durch Schock zu lernen? Denn bei uns muss immer erst etwas geschehen, damit gehandelt wird. Im Bereich des Katastrophenschutzes agieren wir in der Regel nicht, sondern wir reagieren!

„Trial and error!“

Unsere Sicherheitsphilosophie geht nämlich nach wie vor im Wesentlichen von der Methode des Versuches und des anschließenden Irrtums (trial and error) aus. Mit anderen Worten: Eine Verbesserung der geltenden sicherheitstechnischen Regeln und Vorschriften erfolgt erst nach einer negativen Erfahrung aufgrund eines Schadensfalles. Notwendig wäre dagegen die Erfüllung bestimmter Sicherheitsanforderungen, bereits bevor ein denkbares Ereignis eintritt!

Prävention: Gebot der Stunde!

Prävention ist also in allen Bereichen, im Brand-, Katastrophen- und Umweltschutz, das Gebot der Stunde. Diese Erkenntnis sollten wir als Katastrophenschützer unseren auf diesem Planeten verantwortlichen Managern und Politikern jedenfalls ins Stammbuch schreiben. Ja, solange der Schock nicht zu groß ist, können wir noch durch Schaden klug werden. Wenn er jedoch lückenlos die gesamte Menschheit betreffen sollte, wird der zitierte Planetenwitz zur traurigen Realität!

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