Auch Brandschutz ist Kultur!
Nach dem Großbrand in den Redoutensälen der Wiener Hofburg im November 1992 ist wertvolles Kulturgut für immer verloren gegangen und man hat auch die eklatanten Brandschutzdefizite im Bereich aller Kulturbauten in Österreich erkannt. Alleine in Graz haben wir damals über 100 Kulturbauten brandschutztechnisch analysiert und erschreckende Mängel vorgefunden. Im Jahre 1999 wurde die Grazer Altstadt zum Weltkulturerbe ernannt und im Jahre 2003 wurde die Landeshauptstadt der Steiermark sogar zur Kulturhauptstadt Europas. Unser Beitrag dazu: Das Brandschutzforum Austria hat in diesem Jahr in den Grazer Minoriten das bereits legendär gewordene Symposion unter dem prägnanten Titel „Auch Brandschutz ist Kultur!“ veranstaltet. Dabei haben wir einen äußerst positiven Bericht über viele Sanierungsmaßnahmen im Grazer Kulturstätten abgeben können, mussten aber auch noch immer vorhandene Mängel aufzeigen.
Der Hofburg-Brand im Jahre 1992 war ein Wendepunkt für den Brandschutz in den Kulturbauten Österreichs.
Das Brandschutzgütezeichen
Eines muss hier für die Nachwelt einmal festgehalten werden: Die Wiege des Brandschutzgütezeichens steht eigentlich in Graz! Denn aufgrund seiner Masterthesis an der Donauuniversität Krems wurde von Dr. Alfred Pölzl, der Branddirektor-Stellvertreter bei der Berufsfeuerwehr Graz war, das Konzept des Brandschutzmanagements, als Grundlage der Güterichtlinie GRL 04 der ÖQA, erstmals in einer wissenschaftlichen Arbeit analysiert und dokumentiert. In der Edition Brandschutzforum haben wir dann im Jahre 2005 diese Arbeit in Form des Fachbuches „Brandschutzmanagement – neue Wege im Betriebsbrandschutz“ veröffentlicht. Als einziger und zwischenzeitlich emeritierter Brandschutz-Fachauditor stand auch zwischen 2013 und 2023 unser Ehrenpräsident Dr. Otto Widetschek und der Managementexperte Ing. Rudolf Scharf der ÖQA zur Verfügung. Deren letzte und bedeutendste Tätigkeit war nun die Auditierung des Zentraltraktes der Wiener Hofburg (Schweizerhof), welche in mehreren Schritten erfolgreich im November 2023 abgeschlossen werden konnte.
Feierliche Zertifikatsverleihung in der Wiener Hofburg
Am 06. Februar 2024 fand nun die feierliche Übergabe des Zertifikates vom Vorstand der ÖQA an die Burghauptmannschaft sowie Vertreter der Betriebsfeuerwehr im ältesten Teil der Hofburg, dem Schweizerhof, statt. Die Wiener Hofburg wurde damit als erstes historisches Gebäude mit dem Austria Gütezeichen für Brandschutz und einem staatlich anerkannten Zertifikat ausgezeichnet. Alle Liegenschaften, die von der Burghauptmannschaft Österreich selbst genutzt werden, wurden zertifiziert. Mit diesem Zertifikat wird eine über die gesetzliche Verpflichtung hinaus gehende Qualitätssicherung durch eine unabhängige, neutrale Stelle dokumentiert (Quelle: ÖQA).
v.l.n.r. Brandschutzkoordinator Michael Sack, Mag. Hagen Pleile, Vorstandspräsident der ÖQA, Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl, Burghauptmannstellvertreter HR Mag. Markus Wimmer (Bild: ÖQA).
Ausblick
Nach Vergabe des Brandschutzgütezeichens an die Wiener Hofburg, als bedeutendstem Kulturbauwerk Österreichs, ist zu hoffen, dass diese Auszeichnung eine „Eisbrecherfunktion“ ins Österreichs Kulturlandschaft auslösen wird. Dies wäre ein wichtiger Schritt um den Zweiklassen-Brandschutz zwischen Neu- und Altbestand unserer Bauwerke zu überwinden und damit der Brandschutz in unserem Heimatland weiterhin nicht in vielen Bereichen die Rolle eines Stiefkindes fristen muss (siehe dazu auch https://www.austriaguetezeichen.at/news/ist-der-brandschutz-ein-stiefkind/